Bericht, Nummer Eins!
Lange habe ich mich dagegen gesträubt, aber irgendwann muss man ja eine Sache auch mal abschließen.
Und sich eingestehen, dass es nichts gebracht hat oder nicht das, was man sich erhoffte.
Und während andere das längst erkannt haben und schon wieder feiern, braucht es für den einen oder die andere vielleicht etwas länger, dies zu realisieren.
Wir haben unser Bestes gegeben, aber manchmal sind die Umstände einfach nicht die richtigen. Oder es ist nicht die richtige Zeit.
Möge denen, die es nach uns versuchen, mehr Glück beschieden sein.
Wir sind beim Padre gewesen, nur um festzustellen, dass unsere Küche weg war. Keine Töpfe, keine Brenner, kein Geschirr – nichts. Es war nicht nur schwer, Termine mit den Leuten von der Kirche zu finden, auch die Suche nach unseren Sachen gestaltete sich äußerst zäh. Niemand hatte die Küche gesehen, niemand hatte sie genutzt und niemand wusste irgendetwas.
Nach mehreren Tagen haben wir schweren Herzens die Suche aufgegeben. Was mich persönlich am meisten getroffen hat, war nicht der Verlust unserer Sachen, die kann man nachbauen. Was mich getroffen hat, war die gefühlte Ignoranz und Gleichgültigkeit. Sie ist ein Tritt in die Magengrube all derjenigen, die sich engagiert haben, mit Zeit, mit Geld, mit ihrem persönlichen Einsatz.
Natürlich haben wir trotzdem Menschen geholfen, haben neue Kontakte geknüpft und die Spendengelder – hoffentlich sinnvoll – verteilt. Trotzdem bleibt ein schales Gefühl: Das hätte was werden können mit uns… Und nun wird es ohne uns – nichts.
Was bleibt, ist die Hoffnung. Auf einen neuen Anfang, auf neue Gegebenheiten und Gelegenheiten.
Why we’ve flight
We don’t have to go back all the way down to WW2 to discover the different meanings of “flight”, but it may help a little…
Warum wir hier sind
Flucht gab es schon immer, könnte man sagen. Aber man könnte auch sagen: Fluchtursachen gab es auch schon immer. Und sie waren immer die selben. Hunger, Krieg, Vertreibung. Zum Beispiel.
Wir sind hier, um zu tun, was wir tun können. Um die Sache ein bisschen besser zu machen. Mit unseren Mitteln und so gut es geht.
Klar könnte man sagen, dazu muss man nicht fliegen. Aber wir haben wenig Zeit und wir haben so die Möglichkeit, direkt vor Ort etwas zu bewirken. Hilfe, die ankommt, könnte man sagen.
Außerdem, und darüber hatten wir heut ein interessantes Gespräch, ist es immens wichtig, wenn nicht überlebenswichtig, die nächste Generation einzubinden. Sei es beim Umweltschutz, bei gemeinnütziger Arbeit, oder eben beim Thema Flucht.
Wir können nicht alles besser machen, schon gar nicht alles richtig machen, aber wir können tun, was in unserer Macht steht.
Und wenn wir alle es so hielten, die nächste Generation und zumindest ein paar mehr der unsrigen, dann hätten wir viele “Probleme” gar nicht. That’s the fucking point.
Seamos realistas y hagamos lo imposible.
Grazie
So, nach gefühlten 20 Stunden wach sind wir endlich angekommen und fühlen uns sehr angenommen.
Der Mietwagen ist komplett neu, nur 10 km gefahren, ein Opel irgendwas (sieht aus wie ein Käfer – und damit meine ich das Tier), einen Golf (wie bestellt) hatten sie nicht mehr. Das Käfertier ist nicht nur neu, sondern auch etwas größer.
Die Vermieter erwarten uns mit einer kleinen Auswahl regionaler Spezialitäten und die junge Dame mampft noch ne halbe Pizza, bevor sie ins Bett fällt. W-LAN wurde extra auch noch schnell für uns eingerichtet.
Grazie, Italia.
Tja, wenn die Flüchtlinge stattdessen nach der Fahrt über’s Meer erstmal direkt in Deutschland ankommen würden – sagen wir mal in irgendnem brandenburgischen Luftkurort – wären sie sicher schon längst wieder weg. Aber so…
Fifteen cars and fifteen restless riders…
three conductors and thousand bucks of cash.
Wir sind wieder unterwegs und hoffen, euch bald bessere Ausblicke bieten zu können.
Deutschland ist, so glaube ich, ein Internet-Entwicklungsland, und es verursacht mindestens immer ein paar graue Haare, einen einfachen Post zu veröffentlichen. Mindestens. Passend zur Landschaft.
Danke, Merkel. 😉
Moment, thousand bucks of cash? Danke, Muawiyah.
Mission: Mary
Liebe Leute, es ist mal wieder soweit. Auf nach Syrakus.
Diesmal haben wir etwas Zeit mitgebracht und eine kleine Geheimwaffe.
Und wir werden ganz unmöglich versuchen, das Realistische zu erreichen: https://www.youtube.com/watch?v=RJqimlFcJsM
Gegen die Unterdrücker dieser Welt, gegen all den Irrsinn, für etwas mehr Licht: Let’s kick it.
So this is Christmas
Kürzlich sah ich an der Schule meines Kindes, dass – alle Jahre wieder – was gesammelt ward. Diesmal nicht für die Aufbesserung der Klassenkasse oder für die neue Farbgestaltung der Turnhalle, sondern für Rumänien.
Das gab’s früher auch schon, dachte ich bei mir, das Sammeln, das Geschenkepacken für andere und die Briefe an Ronald Reagan. Ob er wohl nur einen gelesen hat? Hätte er mal! Auch das Singen von Friedensliedern war Usus, aber das scheint wohl ein wenig aus der Mode gekommen zu sein.
Die Taube ist offenbar auch ein religiöses Symbol, aber das ist mir Conchita. Für mich war und ist sie immer ein Symbol für Frieden – und Frieden können wir, so glaube ich, gerade alle ein bisschen mehr gebrauchen.
Wir müssen einen Weg finden, diese Scheiße zu beenden. Wir müssen.
- „Wo man singet, lass dich ruhig nieder,
- Ohne Furcht, was man im Lande glaubt;
- Wo man singet, wird kein Mensch beraubt;
- Bösewichter haben keine Lieder.“
- Johann Gottfried Seume
Happy hogswatch euch allen!
There’s more to come
Zurück in Dresden nach 31 Stunden wilder Fahrt.
Wir sind alle ziemlich durch und froh, die Reise überstanden zu haben.
Ich grüße auf diesem Wege die kleine Jella und hoffe, dass sie einmal eine starke Kämpferin für mehr Gerechtigkeit in unserer Welt wird.
Driving home for Christmas…
Nach über acht Stunden hinterm Steuer hab ich Pause und sollte dringend mal schlafen, die Alpen liegen ja noch vor uns. Aber ein kleines Update sollte noch drin sein, bevor wir das Funknetz wieder verlieren. Das bin ich den treuen Spendern schuldig! 😉
Wir haben alles verteilt, die Autos sind leer und leicht und das Gemüt ist auch irgendwie leer. Für den Supportkonvoy ist wohl nicht ganz klar, wie es auf Sizilien für sie weitergeht, aber sie haben erstmal einen wichtigen Überblick erhalten. Das ist doch auch was.
Und es gab auch einige Premieren: Ich habe das erste Mal vor einer Gemeinde gesprochen (was ziemlich aufregend ist), ich hatte das erste Mal kein Telefon parat (was komisch ist), aber dafür rund um die Uhr Internetmöglichkeit (was auch komisch ist, weil ich es kaum nutzen konnte). Ich habe Padre Carlo in Zivil gesehen – also richtig, richtig in Zivil – weil er zum Tag der Hl. Lucia in der Stadt unterwegs war, ich habe mit Kati das Rücklicht repariert und bin sogar das Linken-Auto gefahren. Ähg. Es geschehen noch Zeichen und Wunder. Ist ja auch bald Weihnachten.
Für ein Fazit ist es noch zu früh, das muss sich erstmal alles setzen und wohldurchdacht werden.
Aber ein paar Eindrücke möchte ich euch noch mit auf den Weg geben, bevor ich in die Nacht entschwinde. 🙂
Was bisher geschah…
Liebe Leute,
ich sollte schreiben, ich weiß. Aber es ist einfach so viel zu tun. Wir haben uns wieder mit Padre Carlo getroffen, neue Kontakte geknüpft und die “Aquarius” bei der Ankunft beobachtet (sosmediterranee.org).
Zwischen Gesprächen mit Geflüchteten, dem Verteilen der Hilfsgüter auf die einzelnen Stationen und dem Packen von gefühlt tausend “Blue Bags” (kleine Beutel mit Nützlichem) bleibt einfach zu wenig Zeit.
Abends ist dann immer Auswertung und Planung angesagt und wenn ich halb zwölf ins Bett falle, bin ich nicht mehr eines geordneten Gedankes fähig, geschweige denn des Aufschreibens.
Daher hier nur ein Paar interessanter Links und Impressionen, stay tuned!
Wie immer ein Dank an die Seehilfe, deren Infos uns die Arbeit erleichtern: www.seehilfe.com
Tagesaktuell die Gesichtsbuchseite von Support Convoy: www.facebook.com/support.convoy
Und hier erste Bilder, vergrößerbar: